Hallo miteinander!
Nehmen wir mal an, jemand macht sich Anfang 2008 mit einer kleinen Handwerksfirma selbständig, mit einem Angestellten. Um zu Beginn an Aufträge zu kommen, trägt diese Firma (F) sich bei My-Hammer (MH) ein, der Internetplattform mit den Rückwärtsauktionen. Denn die Werbung von MH klingt vielversprechend - keine Kosten und nur eine Provision, wenn bei einem Auftrag der Zuschlag erfolgt. Natürlich steht "My-Hammer" nur als Synonym für jede andere vergleichbare Internetplattform wie undertool.de oder ähnlichen.
Bei der Anmeldung muss den AGB von MH zugestimmt werden, da wird einmal kurz drübergelesen. Dann geht es an die Auftragssuche - auf viele Aufträge wird geboten, aber fast immer bietet jemand weniger. Zwei oder drei kleine Aufträge (100 oder 200 Euro) werden gewonnen. MH stellt nach dem Zuschlag die Kontaktdaten des Auftraggebers (AG) per Email zur Verfügung, dann ruft man den AG an und vereinbart die weitere Vorgehensweise, die Aufträge werden ausgeführt und die Auftragssumme nach erbrachter Leistung an F bezahlt.
Dann bietet F bei einem größeren Auftrag (Auftragssumme z. B. 7.000 Euro) mit - und gewinnt. . . Die Kontaktdaten werden von MH geschickt, aber womöglich handelt es sich bei dem AG um einen Polen oder Tschechen mit Adresse in ebendiesem Land, und eine Telefonnummer ist nicht angegeben. Der AG wird von F per Email mehrmals kontaktiert, aber es kommt keine Antwort.
Mittlerweile trudeln per Email die ersten Rechnungen von MH bei F ein, sind niedrige Beträge, da 4 % Provsion von 200 Euro Auftragssumme halt nur 8 Euro plus Umsatzsteuer sind. Dass die 4 % von der BRUTTO-Auftragssumme (=inkl. Umsatzsteuer) berechnet werden, findet die Firma zwar nicht korrekt, da die Umsatzsteuer ja keine Einnahme ist, sondern ans Finanzamt weitergeleitet wird, aber ok.
Dann kommt die Rechnung für den 7.000-Euro-Auftrag... 280 Euro zuzüglich Umsatzsteuer = 333,20 Euro. Aber der AG hat sich ja niemals gemeldet, also hat F der Rechnung per Anklicken des dafür vorgesehenen links und Darlegung des Sachverhaltes widersprochen. (Und bei der Gelegenheit die AGB mal genauer durchgelesen... Die Zahlung der Provision ist unabhängig von einer Auftragserteilung sondern wird bei Übermittlung der Kontaktdaten fällig.) Eine Antwort von MH bleibt aber aus, stattdessen kommt nach 7 Tagen eine Zahlungserinnerung per Email. F mailt daraufhin an MH, dass ja der Rechnung widersprochen wurde und die Zahlungserinnerung als gegenstandslos betrachtet wird.
Die Antwort-Email von MH lautet, dass der AG um Stellungnahme gebeten wurde, und dass sie nach dessen Antwort auf die Angelegenheit zurückkommen. Sieben Tage später kommt die nächste Mahnung per Email, diesmal mit 5 Euro Mahngebühren. F schreibt wieder eine Email und weist darauf hin, dass ein Widerspruch vorliegt. Außerdem wird um Mitteilung gebeten, wie lange auf Antwort des AG gewartet wird, da dieser sich bei F ja auch nie gemeldet hat. Es wird von F die Vermutung geäußert, dass der AG nur ein Fake ist und den Auftrag niemals vergeben wollte.
Als Antwort kommt von MH, dass der AG um Stellungnahme gebeten wurde, und dass sie nach dessen Antwort auf die Angelegenheit zurückkommen (Textbaustein). Sieben Tage später = z.B. am 26.3.2008 kommt die nächste Mahnung mit 10 Euro Mahngebühr und der Androhung, dass ein Anwalt eingeschaltet wird, der weitere Kosten verursacht. Gleichzeitig kommt die Mitteilung, dass das Auftragnehmer-Konto bei MH gesperrt wurde.
F hat allerdings seit der 300-Euro-Rechnung von MH eh die Tätigkeiten bei MH vollständig eingestellt. Denn wer kann sich schon leisten, gerade als Existenzgründer, für "nichts" eine Provision zu zahlen?
F googelt, aber findet seltsamerweise fast keine "Gleichgesinnten" zu diesem Problem. Obwohl öfter mal angesprochen wird, ob es rechtens sein kann, dass die Provisionen umbarmherzig eingefordert werden. Die betreffenden Firmen haben dann anscheinend letztendlich gezahlt, weil sie sich sonst keinen Rat wußten. Man braucht sicher nicht eigens zu erwähnen, dass die oftmals kleinen Firmen (wie F auch) keine Rechtsschutzversicherung haben, und auch nicht das Geld für einen Rechtsanwalt...
Was haltet ihr von diesem theoretischen Sachverhalt? Wie würdet ihr das beurteilen? Über Nachricht von Leuten, die sich gerade mit der gleichen Situation "beschäftigen", freue ich mich natürlich auch.
Viele Grüße,
Nici